Wiesbachhorn (3564m) – Hochtour in der Glocknergruppe am 25. und 26. Juli 2009
Steigeisen kratzten über den vereisten Fels. Die Müdigkeit wich langsam aus den Gliedern. Einer nach dem anderen kletterte durch den mit einer Neuschneeauflage verzierten Kamin, gleich hinter der Hütte. Nach dem Ausstieg zog sich eine Blockflanke bis zum Unteren Fochezkopf. Jetzt sahen wir Ihn, den Gipfel, von langen Schneefahnen gekrönt. Ein makellos weißer Firngrat, von einer Spur durchzogen schwang sich elegant zum Oberen Fochezkopf. Die Sonne strahlte von einem stahlblauen wolkenlosen Himmel.
Wir konnten unser Wetterglück nicht fassen, denn am Nachmittag zuvor, als wir am Mooserbodenstausee starteten, fiel bald schon Nieselregen aus den dunklen Wolken, der sich weiter oben in Schneeregen und Graupel verwandelte. Am Heinrich-Schwaiger-Haus (2802m) angekommen fühlten wir uns in den Winter zurückversetzt. Bis zur Hüttenruhe beobachteten wir immer wieder das Wetter. Keiner konnte glauben, was der Wetterbericht vorhergesagt hatte, denn noch immer hingen die schwarzen Wolken tief.
Im gleißenden Becken unter der Wielingerscharte erfassten uns die ersten schneidenden Böen. Je weiter wir uns dem Kaindlgrat näherten, desto schärfer pfiff uns der Wind entgegen. Der Sturm brüllte und trieb uns die Graupel, wie ein Sandstrahlgebläse, ins Gesicht. Am Gipfelansatz weht er uns fast vom Grat. Vier aus der Truppe stiegen ab und suchten sich ein windgeschütztes Plätzchen. Acht Mann stiegen weiter durch den Schnee und über dick mit Eisbärten geschmückten Felsen, den breiten Grat empor.
Am Gipfel, der Wind pfiff weniger stark, hatten wir endlich einen Blick für die herrliche Bergwelt, die hier noch in weiten Teilen vergletschert war. Gegenüber erhob sich majestätisch die schwarze Pyramide des Großglockners. Nach einiger Zeit traten wir den Abstieg an und konnten es garnicht erwarten, die geschützten Felsen zu erreichen, wo die Vier auf uns warteten.
In der warmen Sonne schmeckte die Brotzeit besonders gut. Problemlos erreichten wir Hütte. Auf der Terrasse ließen wir es uns jetzt so richtig gut gehen. Anschließend setzten wir den Abstieg zu den Seen, durch blühende Wiesen, vor weißen Gletschern, fort.
Am See blickten wir zurück, auf das phantastische Rund aus Fels und Eis, bevor es mit dem Bus und dem eigentümlichen Schrägaufzug zurück ins Tal ging. Der Wetterbericht hatte Recht – t rotz Wind eine tolle Tour.
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